Volker Saul
Michaela Plattenteich. "Die bunte Schrift an der Wand".
In: Kultur in Krefeld, WZ vom 19.02.2003
 

Liniengebilde wollen nicht lesbar sein: Der Krefelder Kunstverein zeigt Objekte und Installationen von Volker Saul aus Köln.


Orangefarbene, plastische Liniengebilde leuchten von den Wänden. So farbintensiv zeigt sich diesmal die neue Ausstellung im Krefelder Kunstverein, die morgen um 19 Uhr (Einführung Thomas Janzen) eröffnet wird. Gezeigt werden Arbeiten des Kölners Volker Saul.

Zwischen Schriftzeichen und Plastik changieren seine Objekte und Installationen, die jedoch alle ihren Ursprung in der Zeichnung haben. Diese sind im Obergeschoss zu sehen. Direkt aus der Tube drückt der Künstler die Farben aufs Papier. Breite farbige Linien entstehen so, die, mal mehr mal weniger gebogen, rätselhafte Formen bilden, die viele Assoziationen offen lassen. Diese in der Grundtendenz abstrakten Linien- bilder zeigen formbildende Bewegungen. Farblich beschränkt sich der Künstler dabei meist auf zwei, drei Farben, die die Prägnanz der Linie noch unterstreichen. Mehrteilig gehängt, entsteht so eine Variation von Formen, die rätselhaften Schrift- zeichen ähneln, oft aber auch fragmentartig Figuratives aufweisen.

Hat der Künstler dabei eine für ihn besonders interessante Form gefunden, vergrößert er diese und überträgt sie ins Dreidimensionale. Diese Plastiken entstehen aus MDF, Feinpressspan, der mit Acrylspachtelmasse und Acrylfarben überzogen wird. Maximal drei unterschiedliche Farben trägt Saul dabei schichtweise auf, durch Abschleifen legt er die unteren Schichten wieder teilweise frei. Lineare, bewegte Strukturen entstehen so, die dem Verlauf der plastischen Form folgen und für eine lebendige Oberfläche sorgen. Struktur wird in der Form sichtbar und bildet eine Einheit.

Diese Objekte können einzeln oder mehrteilig angeordnet sein und beziehen die Wand als Bildträger mit ein. Wand und plastische Form gehen so eine Verbindung ein wie die linearen Formen und das Papier auf den Zeichnungen. Doch durch die Vergrößerung, die Übertragung in einen Körper und die intensive Farbigkeit erhalten die ursprünglich aus der Zeichnung heraus entwickelten Formen eine andere Präsenz und Aussagekraft. Die Nähe zur Schrift ist gegeben, doch eine buchstäbliche Lesbarkeit ist nicht das Wesentliche. Sauls Objekte zeichnen sich auch durch eine spielerische Leichtigkeit aus, verbunden mit einer oft grenzwertigen Buntheit, die gar nicht allzu tiefschürfend sein möchte.