Pünktlich zu Altweiber locken Mädels in die Ausstellungsräume
der Galerie Gabriele Rivet. In der Gruppenausstellung, bei der insgesamt
42 Künstlerinnen und Künstler (!) vertreten sind, werden zeitgenössische
Standpunkte zum thematischen Schwerpunkt Mädels auf den
Gebieten der Malerei, Zeichnung, Skulptur, Installation, Video und Fotografie
über insgesamt vier Ausstellungsräume vorgestellt.
Wie fühlen sich Mädchen heutzutage? Wie schmal ist der Grad
zwischen Mädchen und Frau? Welche Rolle nimmt man oder besser
gesagt frau- in der Gesellschaft ein? Welcher Erwartungshaltung ist man
ausgesetzt? Wie wird man vom Umfeld, insbesondere auch aus männlicher
Sicht, wahrgenommen, wofür benützt? Mit derartigen Fragestellungen
sieht man sich in Zeiten von Gender, Geschlechterdifferenz und Gleichberechtigung
konfrontiert. Eine eindeutige Zuweisung einer spezifischen Rolle, die
ein Mädchen oder eine Frau einnehmen muss oder sollte, ist aus post-emanzipatorischer
Sicht nicht mehr zu vertreten, nicht legitim. Die Welt liegt frau zu Füßen,
alle Möglichkeiten stehen ihr offen. Wer oder doch was,
fragt sie sich, bin ich überhaupt? Bis wann Mädchen, ab
wann Frau? Wo liegen die Parameter zwischen allgemeinem Rollenvertsändnis
und dem individuellen Status Quo? Es stellen sich also das Problem
und die Frage nach der eigenen Identität. Der Vielfalt an Möglichkeiten
folgt demnach auch die Schwierigkeit ihrer Auswahl.
Die Qual der Wahl bei der Findung sowie Bildung der Persönlichkeit
kann angesichts der Erwartungshaltung von außen, aber auch der an
sich selbst für ein regelrechtes Wechselbad der Gefühle sorgen.
Diese unterschiedlichen Empfindungen und Sinneseindrücke haben die
Künstlerinnen und Künstler internationaler Herkunft in ihren
Arbeiten eingefangen. Aus extremer Nähe auf der einen Seite, mit
der nötigen Distanz auf der anderen, mit einer gehörigen Portion
Witz und Ironie, mit dem erforderlichen Ernst andererseits beziehen sie
Stellung zu genannten Aspekten, wodurch unterschiedlichste Stimmungslandschaften
in den einzelnen Räumen erzeugt werden.
Schon von außen, durch die Fenster sichtbar, fordert eine Lichtarbeit
dazu auf, sich beim Eintreten in die Galerie auf Grosse Gefühle
einzulassen. Wird man sich in einem Raum der Chance von Individualität
und Verschiedenheit bewusst, erfährt man andererseits die Eventualität
drohender Nivellierung und Anpassung. Der nächste Raum spielt nicht
nur mit dem Kontrast zwischen dem eigenen Wunsch, sondern auch mit der
von außen geforderten Notwendigkeit nach Perfektion, Vollendung.
Gleichzeitig wird die noch unvollkommene Entwicklung von Mädchen
aufgezeigt totale Offenheit und Empfänglichkeit, die gleichzeitig
mögliche Verletzbarkeit und Manipulation bedeuten bzw. veranlassen
kann. Ambivalente Eindrücke ergeben sich einerseits der Wunsch
nach der Verspieltheit und Arglosigkeit eines Mädchens, eines Kindes,
andererseits das Verlangen nach Souveränität und Konsequenz,
um sich in männerdominierten Bereichen in unserer Gesellschaft durchzusetzen.
Absolute Ehrlichkeit und Intimität offenbaren sich dem Betrachter
schließlich im letzten Raum und entlassen ihn mit der alles entscheidenden
Frage: Mädchen/Frau Frau/Mann: Gegensätze in sich, die
den jeweils anderen Part konsequent ausschließen, nicht zulassen
oder doch eher Paare, deren beide Teile sich zur Existenz bedingen?
Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler:
Johanna Abraham, Anna Anders, Yukako Ando, Kati Barath, Avital Bar-Shay,
Mercedes Barros, Louisa Blankenburg/Maren Buchholz, Karl Bohrmann, Mireille
Brouwer, Mirja Busch, Walter Dahn, Piotr Dluzniewski, Lutz Ellerbrock,
Belu-Simion Fainaru, Jårg Geismar, Tina Haase, Young Sun Han, Noritoshi
Hirakawa, Karin Hochstatter, Felix Stephan Huber, Kalaman, Annebarbe Kau,
In Sook Kim, Pat Manon, Mika Miura, Kyoko Murase, Irena Paskali, Lena
Pemöller, Karin Sander, Volker Saul, Teresa Serrano, Frances Scholz,
Sekimoto Koji, Beat Streuli, Rosemarie Trockel, Sumi Maro, Hentie van
der Merwe, Katharina van Hoffs, Heike Weber, Charles Worthen
Begleitprogramm:
Begleitend zur Ausstellung findet am Samstag, den 11.03.2006 um 18.00h
eine Lesung von Anja Fröhlich statt, zu der alle Mädels und
Jungs herzlich eingeladen sind.
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