Charles Worthen: Ausstellungsbesprechung in Kölnische Rundschau vom 8. April, 2005
"Tentakeln an der Wand: 'New Things' Charles Worthen zeigt in der Galerie Rivet seine reizvollen Kunststoff-Objekte."
Von: Renate Hanna Styrie.
 

Die „China Coral“ verlockt zum Anfassen. Zu gern wüsste man, wie sich die pelzige rote Oberfläche anfühlt. Tausende von plüschigen Pompons hat der Künstler Charles Worthen eigenhändig auf das Hänge-Objekt genagelt, dessen Kern aus Kunststoff-Granulat besteht. Durch Einwirkung von Hitze wird daraus eine knetbare Masse, die sich beliebig formen lässt und im kalten Wasser erstarrt.
In seiner aktuellen Ausstellung in der Galerie Gabriele Rivet zeigt der gebürtige Amerikaner, der seit 1991 in Köln ansässig ist, biomorphe Skulpturen. Pilzartige Auswüchse sind charakteristisch für diese Werkgruppe, in der Worthens bevorzugte Materialien - Silikon und Polyäthylen - vollständig unter der textilen Oberfläche verborgen sind. Der Amerikaner ließ sich dazu durch die Formenvielfalt der Südsee, durch wirbellose Tiere und mikroskopische Strukturen anregen, die er mit spielerischer Lust nachempfand. Auf halbhohen hölzernen Sockeln stehen sie frei im Raum und laden zur Erkundung ein. Eine Serie von Wandobjekten überzog Worthen mit schwarzen Dekorationsbommeln aus China. Fast bedrohlich reckt da eine Krake ihre Tentakel über die weiße Wand - die haptische Qualität konkurriert mit dem optischen Reiz.
Gabriele Rivet richtet dem Künstler bereits die vierte Einzelausstellung aus. Zwei Großobjekte ergänzen die Schau mit dem lapidaren Titel „New Things“. Hier setzt Worthen handelsübliche Materialen ein, deren ursprünglicher Zweck freilich kaum noch erkennbar ist. Für „Swiss Blue“ etwa verband er Gymnastikbälle mit Tauen zu einem riesigen Ring. Preise zwischen 1500 und 7800 Euro.