Zu
seiner vierten Einzelausstellung in der Galerie Gabriele Rivet versammelt
Charles Worthen neue Plastiken, die zu-gleich hohe formale Eleganz und
bizarren Reiz ausstrahlen. Nicht nur weil seine skurrilen Skulpturen ideenreiche
Titel tragen, liegen bei abstrakter Formensprache gegenständliche
Assoziationen nahe. Bei Worthen ergibt sich die Gestalt aus den Möglichkeiten
des jeweiligen Materials; er versteht es, Kunststoff leichthändig
in immer ungewöhnlichen Variationen zu verarbeiten. Hinter der Leichtigkeit
des plastischen Experimentierens, hinter der Poesie des Bizarren, steht
eine Haltung, die bei gesteigerter Künstlichkeit die Naturhaftigkeit
und das Morbide des Materials betont und eine Mannigfaltigkeit des Wandels
und erzählerisches Potential zum Ausdruck bringt.
Charles Worthen, 1958 in Boston geboren, lebte lange Jahre in Japan und
ist seit 1991 in Köln ansässig. Aus beiden Kulturkreisen, den
USA wie Japan, stammt wohl die Verspieltheit seiner Objekte, die Farbfreude
und Faszination an synthetischen Materialien. Zu einer Kabinettschau mit
wunderlichen Formen wird Worthen in Köln eine neue skulpturale Werkgruppe
arrangieren, die wie eine biologische Schausammlung erscheint. Angeregt
durch die Formenvielfalt der Tiefsee, der wirbellosen Tierwelt oder mikroskopischer
Strukturen entwickelte er organische Gebilde mit hoher surrealer Ausstrahlung:
amöbenhafte Wesen, die ein Eigenleben anzunehmen scheinen. Während
bei Worthen bislang das Material die Beschaffenheit und Farbe der Oberfläche
bestimmte, erzeugt er auf den neuen zoomorphen Objekten mit Tentakeln,
Fühlern und Auslegern nun eine pelzige Hülle, indem er sie mit
schwarzen und leuchtend roten Pompons Dekorationsbommeln oder -quasten
überzieht. Der haptische konkurriert mit dem optischen Reiz.
Neben diesen pelzigen Skulpturen sind zwei größere Werke zu
sehen, die an überdimensionale Molekülstrukturen er-innern.
Dass sie aus zahlreichen, buntfarbigen Plastikbojen beziehungsweise Gymnastikbällen
zusammengesetzt sind, eröffnet sich erst beim genaueren, materialorientierten
Hinsehen.
Charles
Worthen, geboren
1958 in Boston, MA, lebt und arbeitet seit 1991 in Köln und Düsseldorf.
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