Annebarbe Kau (25.06. - 07.08.2004): Gerade um die Kurve

Annebarbe Kau stellt in ihrer Ausstellung „Gerade um die Kurve“ jüngste Arbeiten aus unterschiedlichen Medien vor: Video- und Klanginstallationen sowie ein Konvolut von neuen Zeichnungen und Objekten. Die Videoarbeiten konzentrieren sich auf ein einziges Sujet: den Hinterkopf einer Frau. Vertrauter könnte die Situation nicht sein, wir scheinen auf einen wartenden „Vordermann“ zu blicken. Doch steht das Alltägliche in Konkurrenz zur Künstlichkeit der Inszenierung. Die Bewegung ihres Haares, unwillkürliches Zucken oder regungsloses Verharren lassen sich als Handlung ausmachen. Die Stille und der Verzicht auf Bewegung, auf Kameraschwenks und somit auf eine ablesbare Geschichte vermögen den Betrachter in eine Atmosphäre der Konzentration und Sammlung zu versetzen.

Die Klanginstallation „hörbar“ kann mit den Ohren und Augen erfahren werden. Die Funktionsweise der Arbeit und ihre einzelnen Elemente wie Lautsprecher und Kabel sind ostentativ vorgestellt. Die spröde Poesie des Visuellen steht in Spannung zu dem erzeugten Klangraum. Wenn der Unterschied von Wort, Musik und Geräusch verschwimmt, entstehen Assoziationen, die sich nicht aufdrängen, vielmehr einem aufmerksamen Zuhörer Raum für eigene Vorstellungen lassen. Den zu den Lautsprechern führenden Kabeln, ausgelegt zu einem mäandernden Geflecht, eignen skulpturale und zeichnerische Aspekte.

Solche linearen Elemente kann man ebenfalls in Annebarbe Kaus jüngsten Zeichnungen finden. Schlingernde Linien, Strich- und Federzüge, geprägt von der Bewegung der Hand, suggerieren in rhythmischen Bewegungen Musikalisches. Andere Blätter konzentrieren sich auf die elementaren Mittel der Zeichenkunst: hauchdünn aufgetragene Liniengebilde und in Buntstift skizzierte Flächen. Zuweilen glaubt man elementar Gegenständliches, vegetabile Formen auszumachen, was ebenfalls für die Objekte aus Drähten und Garnen gilt. Doch die Herkunft aus dem Prozeß des Zeichnens, des Linearen stellt das mimetische Moment in den Hintergrund.

Annebarbe Kau *1958 in Ratingen, lebt in Köln.