Annebarbe
Kau stellt in ihrer Ausstellung Gerade um die Kurve jüngste
Arbeiten aus unterschiedlichen Medien vor: Video- und Klanginstallationen
sowie ein Konvolut von neuen Zeichnungen und Objekten. Die Videoarbeiten
konzentrieren sich auf ein einziges Sujet: den Hinterkopf einer Frau.
Vertrauter könnte die Situation nicht sein, wir scheinen auf einen
wartenden Vordermann zu blicken. Doch steht das Alltägliche
in Konkurrenz zur Künstlichkeit der Inszenierung. Die Bewegung ihres
Haares, unwillkürliches Zucken oder regungsloses Verharren lassen
sich als Handlung ausmachen. Die Stille und der Verzicht auf Bewegung,
auf Kameraschwenks und somit auf eine ablesbare Geschichte vermögen
den Betrachter in eine Atmosphäre der Konzentration und Sammlung
zu versetzen.
Die Klanginstallation hörbar kann mit den Ohren und Augen
erfahren werden. Die Funktionsweise der Arbeit und ihre einzelnen Elemente
wie Lautsprecher und Kabel sind ostentativ vorgestellt. Die spröde
Poesie des Visuellen steht in Spannung zu dem erzeugten Klangraum. Wenn
der Unterschied von Wort, Musik und Geräusch verschwimmt, entstehen
Assoziationen, die sich nicht aufdrängen, vielmehr einem aufmerksamen
Zuhörer Raum für eigene Vorstellungen lassen. Den zu den Lautsprechern
führenden Kabeln, ausgelegt zu einem mäandernden Geflecht, eignen
skulpturale und zeichnerische Aspekte.
Solche linearen Elemente kann man ebenfalls in Annebarbe Kaus jüngsten
Zeichnungen finden. Schlingernde Linien, Strich- und Federzüge, geprägt
von der Bewegung der Hand, suggerieren in rhythmischen Bewegungen Musikalisches.
Andere Blätter konzentrieren sich auf die elementaren Mittel der
Zeichenkunst: hauchdünn aufgetragene Liniengebilde und in Buntstift
skizzierte Flächen. Zuweilen glaubt man elementar Gegenständliches,
vegetabile Formen auszumachen, was ebenfalls für die Objekte aus
Drähten und Garnen gilt. Doch die Herkunft aus dem Prozeß des
Zeichnens, des Linearen stellt das mimetische Moment in den Hintergrund.
Annebarbe
Kau *1958 in Ratingen,
lebt in Köln.
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