"Darf
ich Sie um etwas bitten? "Mit diesen Worten sprach der japanische
Künstler Sumi Maro 1995 auf der ArtCologne eine junge Frau an, die
sich in der Koje der Kölner Galeristin Gabriele Rivet umsah. Die
Frau namens "Fatiah" sollte in einer Performance die Rolle einer
Domina spielen. Fatiah hörte sich" ja" sagen und war im
nächsten Moment entsetzt, erinnert sie sich Jahre später. Für
Sumi Maro war es jedoch eine "Liebe auf den ersten Blick", die
er seitdem in seinen Bildern auslebt.
Acht Jahre später widmet er eine Ausstellung jener Muse, die ihn
damals küsste. "I love Fatiah" erzählt die Geschichte
einer künstlerischen Annäherung an einen Menschen, der sich
mehr und mehr in eine Ikone verwandelt hat. Die dreiteilige Ausstellung
eröffnet mit "Wege zu Fatiah", in deren Arbeiten er die
Muse immer und immer wieder malt, allgegenwärtig und gleichzeitig
unerreichbar für den Künstler. Fatiah erscheint erwachsen, elegant
mit gleichmäßigen Gesichtszügen, rotgeschminkten Lippen
und intensivem Blick aus großen schönen Augen. Fortwährend
verändert Maro die Kleidung oder ihre Frisur, bettet sie liebevoll
in die Szenerie einer Gartenlandschaft oder hängt ihr Konterfei als
Bild an die Wand eines "Schöner-Wohnen-Interieurs".
Im zweiten Teil, "Fatiah`s Dream", lässt er sie auf Gemälde
bekannter Künstler wie Liechtenstein, Klee oder Giotto treffen. Hier
zeigt sich einmal mehr die Fähigkeit Sumi Maros als genialer Kopist,
mit der er in Köln bereits 1999 Furore machte. Damals duplizierte
er ganz im Sinn mittelalterlicher Auftragskunst für einen Sammler
eine Kopie der berühmten 1529 entstandenen Alexanderschlacht von
Albrecht Altdorfer. Auch hier erschien eine seiner Musen: Er gab dem flüchtenden
Perserkönig Darius das Bild seiner damaligen Inspirationsquelle "Aoki"
mit auf den Weg und verwandelte damit die Kopie in ein zeitgenössisches
Kunstwerk. Die Verbindung der Muse mit der Arbeit des Künstlers verdeutlich,
dass Sumi Maro ein ganz und gar klassisches Verständnis der Muse,
als Quelle künstlerischer Inspiration, vor Augen schwebt. In der
äußerlichen Idealisierung Fatiahs transformiert er die antike
Vorstellung von der Muse als Göttin in den Kontext einer modernen
Ikone.
Der dritte Teil der Ausstellung "Fatiah-heiliger Ort in Gent"
versetzt die Angebetete ins 15. Jahrhundert, genauer in Jan van Eycks
"Madonna des Kanonikus Georg van der Paela", einem Gamälde
mit dem sich der Japaner seit Jahren obsessiv auseinandersetzt. Wie bereits
die Alexanderschlacht stellt die Arbeit eine minutiöse Kopie des
Vorbilds dar, in die Maro kleine farbliche - formale Abweichungen einbaut-
und natürlich Fatiah, die zum Bild gehört, als sei sie schon
immer dort gewesen.
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