Belu-Simion Fainaru: Ausstellungsbesprechung in: Kölner Stadt Anzeiger vom 5. April 2003.
"KANN WIRKLICH ALLES WIEDER GUT WERDEN? Zwischen Hoffen und Bangen: Belu-Simion Fainaru in der Galerie Gabriele Rivet." Von Amine Haase.
Die eindrucksvolle Ausstellung mit Arbeiten eines Künstlers aus Israel verdeutlicht, wie Kunst in Zeiten des Kriegs wirkt.
"Everything is going to be alright" alles wird gut — verheißt die Aufschrift auf einer kleinen Lampe vor der Galerie von Gabriele Rivet. Kann man dem Optimismus trauen? Spricht man mit dem Künstler, der unter dem so strahlenden Motto seine Arbeiten ausbreitet, möchte man es glauben. Belu-Simion Fainaru (Jhg. 1959) lebt in Haifa. Und wenn er — wie viele seiner Landsleute — nicht feste Zuversicht in die Zukunft hätte, würde er wohl kaum in Israel leben können.
Allerdings ist diese Zuversicht keineswegs blind oder auch nur naiv. Dieses Sowohl-als-auch, realistische Skepsis und Zukunftsglaube, kommt zum Beispiel im Hauptraum der Ausstellung zum Ausdruck: Auf Streichholzschachtel-großen Bildchen sind Szenen der Aggression, des Leids, des israelischen Alltags zu sehen. Diese Szenen gibt es auch in vergrößerter Form, als Puzzle, seitenverkehrt. Man kann das Puzzle auseinander nehmen oder ein bereits zerlegtes wieder zusammensetzen. Das "heile" Bild wird stets in spiegelbildlicher Realität zu dem kleinen Vorbild erscheinen. Aus jedem Blickwinkel ergibt sich eine andere Wirklichkeit, egal ob man zerstört oder zusammenfügt, was zusammen gehört.
Am Ende des Flurs hat Fainaru das Motto der Ausstellung in die Wand gebohrt. "Everything is going to be alright" ist kaum zu entziffern — es sei denn, man steckt Rosen in die Löcher, die kahl, ohne Blumen, aussehen wie Einschuss-Spuren. In unmittelbarer Nähe steht ein "Klageschuh", ebenfalls mit Löchern. Die aber kann man mit Zetteln füllen, auf die man zuvor seine Wünsche geschrieben hat. Der "Klageschuh" funktioniert genau so wie die Jerusalemer Klagemauer.
Vor dem Abstieg in den Keller läuft der Countdown — auf einer Glühbirne steht jeweils der Name des Tages, heute also Samstag. Auf dem Kellerboden liegen Kupferstücke, Cents, die Fainaru "für Hunger, für Durst, für nichts" dort deponieren lässt. Wünsche haben schon immer ein bissschen die Welt verbessern helfen — oder wer hat noch keinen Penny in die Fontana di Trevi geworfen, um sicher zu sein, wieder nach Rom zurückzukehren? Die Mischung aus Alltagsmythen und einfachen Objekten, denen der Künstler mit einer kleinen Veränderung eine poetische Dimension verleiht, sowie das Wissen um die Abgründe, die überall lauern, verleiht Fainarus Arbeiten ihre tröstliche und zugleich melancholische Stimmung.