Sieglinde Klupsch.
Amine Haase. "SCHÖNE BILDER DES VERFALLS: Sieglinde Klupsch stellt in der Galerie von Gabriele Rivet aus. Auch Abfall kann attraktiv aussehen und Wirklichkeit zur Komposition werden".
Ausstellungsbesprechung i n: Kölner Stadt-Anzeiger vom 3./4. Oktober 2002
 

Stillleben ganz besonderer Art „malt“ Sieglinde Klupsch mit der Kamera. Die Farbfotografien mit dem Titel „marché-r“ was im Französischen gleichzeitig „Markt“ und „gehen“ assoziiert, haben nichts mit den feierlichen Bilden zu tun, die derzeit in der Villa Hügel in Essenstadtwald ausgestellt sind. Sieglinde Klupsch „findet“ ihre Bilder auf dem Großmarkt, dem größten in Paris - wo sie seit vielen Jahren lebt.

Es sind nicht die appetitlich aufgereihten Salatköpfe und verführerisch aufgebauten Fruchtpyramiden, die sie zeigt, sondern Bilder des Verfalls, wenn Gemüse, Obst, Fleisch und Fisch allmählich zu Abfall werden. Sieglinde Klupsch fotografiert kurz nach Marktschluss, knapp bevor die Straßenkehrer kommen und die Reste beseitigen. Die sind oft tatsächlich malerisch, die übrig gebliebenen Feigen im bunten Papier, die bräunlich faulenden Pfirsiche, die im trüben Kehrwasser schwimmenden schrumpelnden Tomaten: Vanitas-Bilder, wie sie nur der Alltag schafft und ein Künstler- Auge findet.

Eine besondere Form der Konzept-Kunst führt Sieglinde Klupsch im Untergeschoss von Gabriele Rivets Galerie vor. Die Rückwand ist mit vielen übereinandergereihten bunten Din A 4 Blättern gespickt. Kunstwerke? Nein, Fundstücke aus Läden mit Malerei Zubehör. Aber die Idee und die gesamte Wand sind ein Kunstwerk, noch dazu ein originelles. Der Galeristin ist zu gratulieren, die Arbeiten einer so überraschend unkonventionell vorgehenden Künstlerin aus Paris in Köln vorzustellen.