SCHLAGRING
UND SCHWEIGEN: "Formen der Gewalt" eine Ausstellung bei
Gabriele Rivet.
Von
Susanne Boecker
Was ist Gewalt? Seit dem inzwischen schon sprichwörtlichen 11
September ist das Thema in unseren Köpfen mit bestimmten Bildern
besetzt. Doch neben diesem Nonplusultra gibt es auch ganz andere Formen
der Gewalt nicht ganz so spektakulär, eher alltäglich,
aber vielleicht deshalb besonders schlimm. Natürlich muss ein Streitgespräch
darum, wer nun Recht hat, nicht in einer gewaltsamen Auseinandersetzung
enden. Aber es könnte. Die durchaus verbreitete Methode, den anderen
durch Schweigen zu strafen, ist da schon weitaus brutaler. Karin Hochstatter
respektive Rosemarie Trockel haben diese beiden Formen der Gewalt
in künstlerischen Arbeiten umgesetzt. Zu sehen sind das Video und
die Fotoarbeit in der gleichnamigen Ausstellung bei Gabriele Rivet. Die
Galeristin hat im Dialog mit den Künstlern eine überraschend
vielfältige und nachdenklich stimmende Ausstellung erarbeitet. Werke
von 33 Künstlern zeigen ein erschreckend vielfältiges Spektrum
an Formen der Gewalt: Gewalt in unserem alltäglichen, achtlosen,
konsumbestimmten Umgang mit Pflanzen und Tieren (Karl Bohrmann, Sieglinde
Klupsch), Gewalt in unseren "Liebesbeziehungen (Jürgen
Klauke, Abramovic/ Ulay), Gewalt im Krieg (Hentie van der Merwe, Heike
Weber). Die subtile Gewaltausübung von Märtyrern, die leiden,
um Recht zu haben prangern Anna und Bernhard Blume an, während
Volker Saul das Thema mit einem überdimensionalen Schlagring zu fassen
sucht. Vom Krieg in der Kunst handelt Sumi Maros Battle between
Christian Zacharias und Sumi Maro, von der Gewalt gegen sich selbst
Noritoshi Hirakawas Fotoserie von Schweizer Selbstmordbrücken. Am
schönsten ist die Gewalt auf den Fotografien von Izima Kaoru, wo
sie eine kunstvolle Liaison mit Designermode eingeht. Gabriele Rivet ist
das gewichtige Thema unvoreingenommen und offen für die (oft überraschenden)
Vorschläge der Künstler angegangen. Gelungen ist ihr eine beeindruckende
Schau, die weder in lähmender Betroffenheit versinkt, noch einem
oberflächlichen Voyeurismus huldigt.
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