The very last. KSTA TICKET 14/2001

BUNTER NACHSCHLAG ZUM JAHRTAUSENDWECHSEL
Von Susanne Boecker


Der Jahrtausendwechsel wurde von so mancher Institution zum Anlass genommen für bedeutungsschwangere Rück und Ausblicke. Auch Galeristin Gabriele Rivet hat sich zu dem Thema ihre Gedanken gemacht. Das Ergebnis sind zwei „Millenniums-Ausstellungen“, die sich von vergleichbaren Veranstaltungen durch ihre Frische und Unbekümmertheit absetzen. „The very first“ setzte Anfang 2000 einen ungewöhnlichen Akzent, denn hier wurden nicht die vermeintlich ersten Werke des neuen Millenniums vorgestellt, sondern von Künstlern eingereichte „ Erstlingswerke“. Jetzt, nach kalendarisch vollzogenem Start ins neue Jahrtausend, folgt „ The very last“ – eine Gruppenausstellung, zu der 40 Künstler ihre letzte im Jahr 2000 entstandene Arbeit eingereicht haben. Zusammengekommen ist ein bunter Reigen aus Gemälden, Collagen, Skulpturen Papierarbeiten, Fotografien, Installationen, Video- und Soundarbeiten, auch eine Homepage ist dabei (www.skytalk.org). Alle Werke entstanden nicht im Auftrag, sondern im alltäglichen Produktionsprozess, wobei die Definition der „letzten“ Arbeit durch die Künstler auch Einblick gewährt in ihr jeweiliges Werkverständnis: Jårg Geismar nahm die Sache sehr wörtlich und sandte ein am 31 12 2000 entstandenes Foto ein, Sumi Maro schickte eine umfangreiche Mappe über sein großes Projekt der „Medaka-Schule“ einen Ort für behinderte Kinder in Japan, Tina Haase steuerte gleich zwei parallel entstandene Werke bei, in denen sie das gestalterische Potenzial von Büro-Heftstreifen erkundet hat. Zwei Künstler konnten ihre letzen Werke leider nicht zur Verfügung stellen, weil diese bereits anderweitig im Kunstbetrieb kursieren: Thomas Rentmeister schickte als Ersatz eine Collage, Karin Sander eine Vertröstungs-E-Mail, die ebenfalls in die Ausstellung integriert wurde. Wie sich erst vor kurzem herausgestellt hat, ist „The very last“ übrigens zugleich auch die letzte Ausstellung der Galerie in den Räumen in der Volksgartenstraße 10. Nach achtjähriger Tätigkeit in der Südstadt bezieht Gabriele Rivet im Mai neue Räume im Belgischen Viertel. Gelegenheit, noch einmal die vier Stockwerke in der Volksgartenstraße zu erklimmen und „The very last“ zu besichtigen, besteht noch bis zum 12 April.