Bohrmann Faz 9-9-2000 Nr 210 S 53

Wie sich Dinge berühren
Ahnungen der Kunst von Geschichten, die das Leben schrieb: Ein Rundgang durch Kölner Galerien


..... (Bis 28. Oktober.)
An eine introvertierte Position im Grenzbereich von Zeichnung und Malerei erinnert die Galerie Gabriele Rivet mit Blättern und Bildern von Karl Bohrmann. Entstanden sind diese im Zwiegespräch mit den Dingen der häuslichen Umgebung – ihre Nähe zu Giorgio Morandi, einem der letzen großen Stillebenmaler des vorigen Jahrhunderts, hat der 1998 gestorbene Künstler, der bei Willi Baumeister studierte und in den siebziger Jahren Aktzeichnen an der Frankfurter Städelschule lehrte, niemals verschwiegen. „Er malt die Sphäre, die in den Dingen und um die Dinge sich verdichtet“, notierte Bohrmann einmal über Morandi, um damit wohl auch seinen eigenen Anspruch zu charakterisieren. Der Raum sei keine Leere, sondern „von gleicher Dichte wie das Ding“. Bohrmann hat ein umfangreiches, um die eigene Wahrnehmung kreisendes Werk hinterlassen, aus dem bei Rivet eine Auswahl an Stilleben und Innenräumen zu sehen ist. Auf das Einfache reduziert ist der Duktus seiner tastenden Linie, äußerst sparsam der Kanon von Bohrmanns Dingwelt. Die Handschrift bezeugt ein Begehren. Wie sich die Dinge berühren und einen Dialog im Raum eingehen, eruiert Bohrmann in Collagen und auf Materialen wie Packpapier, in denen der leer belassene Grund als Licht und Farbe aufgefaßt wird. Im Resultat entstehen schwerelose Räume. (Die Preise liegen zwischen 2 220 und 12 000 Mark.) (Bis 28. Oktober.)
GEORG IMDAHL