"Ein glaubwürdiger und ernsthafter Mann" (06.11. - 23.12.1999):
Spektakulärer Höhepunkt unserer dritten Ausstellung mit dem japanischen Künstler Sumi Maro ist eine höchst ungewöhnliche Kopie der ‘Alexanderschlacht’ (1529) von Albrecht Altdorfer. Auf dem berühmten Gemälde ist die legendäre Schlacht bei Issus zwischen dem Perserkönig Darius und dem griechischen Heer unter Alexander dem Großen im Jahr 333 v. Chr. dargestellt. Zum Ruhm des Bildes trägt vor allem die brilliante Komposition und die detailgetreue Schilderung zahlreicher Einzelheiten bei. Selbst Napoleon fand so großes Interesse an dem Bild, daß er es in seinem Badezimmer aufhängen ließ. Sumi Maro hat - wie Altdorfer - drei Jahre an dem Gemälde gearbeitet, doch handelt es sich keinesfalls um eine herkömmliche Kopie: “Zeitgenössisch ist der konzeptuelle Kunstgriff, mit dem der Kopist, der doch ein Künstler ist, seine Hommage an Altdorfer mit der Gegenwart verknüpft: Es gibt einen Auftraggeber, den Pianisten Christian Zacharias, und dieser taucht, winzig, bebrillt, als gemeiner Soldat und als Fürst in den Heeresmassen auf. Seinen Namen verkünden die Fahnen. Der Kampf des Künstlers mit sich selber wird hier aufgeführt.“ (Susanne Henle, FAZ vom 6./7.11.1999).
„Die ‘Alexanderschlacht’ war eines der ersten großen klassischen Kunstwerke der Malerei, die mich beeindruckt haben. Als Kind war ich häufig bei meiner Patentante zu Besuch in München und wir sind oft zusammen in die Alte Pinakothek gegangen, wo das Originalbild hängt. Mit jedem Besuch verschob sich mein Blick. Daß es um Krieg ging, fiel mir nie auf. Das Bild und der Maler stehen darüber, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Erdkrümmung am Horizont, das Blau der Erde, das durch die Weltraumflüge erst in unser Bewußtsein gerückt ist, das ist für mich heute das Wunder der Alexanderschlacht.“ (Christian Zacharias).
Sumi Maro, der immer wieder auch als Kopist und Portätist arbeitet, wobei er stets zeitgenössische Motive und Personen einbindet, sagt zu der ungewöhnlichen Auftragsarbeit: „Das erste Jahr habe ich mich wirklich überwinden müssen, an dem Bild weiter zu arbeiten. Im zweiten Jahr aber, als das Bild etwas Form angenommen hat, bin ich in eine Art Rausch geraten und nicht mehr losgekommen. Mit der Zeit hat sich auch die Bedeutung des Bildes für mich verändert. Es wurde immer mehr zu einer Ansammlung von Farben und Mustern. Und deshalb ist das alte Bild für mich zeitgenössisch.“
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