Neurotransmitter-
Galerie
Ein glaubwürdiger und ernsthafter Mann
Ob
der japanische Maler Sumi Maro mit dem Titel Ein glaubwürdiger
und ernsthafter Mann, den er seiner letzten und bislang aufwendigsten
Ausstellung gab, auf sich selbst, seinen Auftraggeber, den Pianisten Christian
Zacharias, seinen großen Malerkollegen Albrecht Altdorfer oder aber
auf die historische Gestalt Alexander den Großen anspielte, vermag
vielleicht nicht einmal er selbst noch genau zu beantworten so
sehr verwoben sich im Laufe der Jahre die Ebenen, auf denen dieses höchst
ungewöhnliche Projekt entstand. Oder ging es ihm gar bloß um
ein stolzes Zurückweisen des gut gemeinten Vorschlags seines Auftraggebers,
ihn von der akribischen Vollendung als einzig möglicher Form der
Fertigstellung zu entbinden?
Der Kampf des Künstlers mit sich selbst
Der Auftrag beinhaltete eine Kopie der berühmten Alexanderschlacht
(1529) von Albrecht Altdorfer (1480-1538), einem höchst komplexen
Gemälde, das die legendäre Schlacht bei Issos zwischen dem Perserkönig
Darius und dem griechischen Heer unter Alexander dem Großen im Jahr
333 v. Chr. darstellt. Zum Ruhm des Bildes, das zeitweise Napoleons Badezimmer
schmückte und heute zu den Meisterwerken der Alten Pinakothek in
München gehört, trug vor allem die brillante Komposition und
die detailgetreue Schilderung zahlreicher Einzelheiten bei. Sumi Maro
hat wie Altdorfer drei Jahre an dem relativ kleinen (158,4 x120,3 cm)
Gemälde gearbeitet, doch handelt es sich keinesfalls um eine herkömmliche
Kopie: Zeitgenössisch ist der konzeptuelle Kunstgriff, mit
dem der Kopist, der doch ein Künstler ist, seine Hommage an Altdorfer
mit der Gegenwart verknüpft: Es gibt einen Auftraggeber, den Pianisten
Christian Zacharias, und dieser taucht, winzig, bebrillt, als gemeiner
Soldat und als Fürst in den Heeresmassen auf. Seinen Namen verkünden
die Fahnen. Der Kampf des Künstlers mit sich selber wird hier aufgeführt.
(Susanne Henle, Frankfurter Allgemeine Zeitung).
Aoki immer gegenwärtig- sie blieb nur unentdeckt
Der Kampft des Künstlers um ein Werk, der Kampf des Menschen um ein
Bild: Denn Sumi Maro gab dem Darius, der auf seiner Flucht vor Alexander
Mutter und Frau auf dem Schlachtfeld zurückließ, sein Gemälde
von Aoki als Beute mit auf den Fluchtwagen, ein Bild, das auch in der
Serie, die Christian Zacharias zum Auftrag bewog, eine zentrale Rolle
spielt. She was born a long long time ago nannte sich das
Projekt, in dem Sumi Maro seinen Sammlern anbot, sich als Hommage an die
von ihm verehrten alten Meister als Kopist derer Bilder und als Portraitist
seiner Auftraggeber zu betätigen. Und in sämtliche Kopien baute
er Aoki ein, ein japanisches Mädchen im Schuluniform, das damals
wie andere junge Frauen bereits vor ihr, über Jahre hinweg Sumi Maros
Modell war: Sie erschien als Fayence auf einem Gefäß, in einer
Gemme, als Tätowierung auf einem Arm oder als Stickerei auf einem
Brokatgewand. Und so wie Sumi Maro mit jenem Projekt die Malereigeschichte
umschrieb Aoki war schon immer präsent, nur hatten wir sie
niemals entdeckt so ging die Schlacht bei Issos wohl auch um etwas
ganz anderes, als die Geschichtsbücher uns glauben machen wollen.
Und mit Darius Fluchtwagen in der Alexanderschlacht, die Sumi Maro außerdem
in The battle of Sumi Maro und The battle between Christian
Zacharias and Sumi Maro behandelte, sollte Aoki schließlich
aus seinem Werk verschwinden.
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