Fainaru KSTA 8/7/1999

Ganz in Weiß

Die Situation, die der israelische Künstler Belu-Simion Fainaru in der Galerie Rivet geschaffen hat, ist weiß und schlicht. An der Erde liegt eine weiße Matratze, in die zwei Teller mit in Olivenöl brennenden Kerzen eingelassen sind. Je ein weißes Kissen auf jeder Seite, Sitzgelegenheiten zum Auslöffeln der Mediationssuppe. In einem anderen Raumbereich liegen auf einem weißen Laken zwei weiße Stoffpuppen mit Minifernsehern anstelle von Köpfen. Sind die Köpfe der Menschen in der modernen Kultur zu Quasi-Fernsehern verkümmert? Oder sollen die zwei unterschiedlichen Kopf-Fernsehprogramme die Szenerien von Träumen vorstellen ? In einer Badewanne schwimmt ein weißes Eierkissen wie ein Spielzeug-Narrenschiff. Und an der Wand hängen weiße Kleidungsstücke, die die Besucher selbst anlegen können, um sich in die weiße Umgebung einzuschmiegen.
Der konzeptionelle Gedanke dieser Ausstellung verbindet sich mit einem sanften surrealistischen Hauch. Was ist wirklich? Was ist Traum? Was ist normal? Was ist verrückt? Der Künstler sucht den Bereich, wo der Alltag seine Selbstverständlichkeit verliert, ohne sich selbst zu verlieren. Die Farbe Weiß als Farbe der Stille und des Todes wird darin verknüpft mit der Idee, dem „schmutzigen“ Leben die verlorene (oder nie gekannte) Unschuld zurückzugeben. Und wenn Bela-Simion Fainaru im Entree einfache Zeichnungen von Blumen und Vögeln präsentiert, wird sichtbar, wo diese Erfahrung auch zu finden sein könnte. (j.k.)