Kunststoff
Silikon
Charles
Worthens Leidenschaft gilt dem Silikon. Die meisten seiner Objekte sind
weich, rund und knautschbar. Sie wecken haptische Urinstinkte und bereiten
fröhliche Stimmung. In knallbunten Farben strahlen sie von der Wand
herab, oder sie lümmeln sich am Boden herum, auf den Besucher wartend,
der mit ihnen ein Spiel beginnt.
So wie etwa Red Crawler, der mit seinen roten Tentakelärmchen
auf seinem Sockel herumhängt und gewichtig seine Kugelenden in den
Raum streckt. Dabei glitzert das Licht auffordernd über die kantige
Oberfläche des Silikons. Ganz anders, ihm zu Füßen Shuffle,
zwei überdimensional große Plastikfüße ohne Oberkörper,
oder besser gesagt, ein Riesenschritt. Eine ausgefallene Sitzgelegenheit
aus der Phantasieschule des Designers Verner Panton wäre denkbar,
wenn da nicht die zahlreichen Silikonstachel die Idee des Sitzens weniger
einladend erscheinen ließen. Dann entscheidet man sich doch lieber
für die Idee, möglicherweise vor den silikongewordenen Beinen
Daisy Ducks zu stehen, die den letzten Schrei der Entenhausener Strumpfmode
vorführt.
Charles Worhtens Welt ist die der Kindheit, voller Phantasie und Tagträume.
In Japan geboren, wuchs er mit Plastikspielsachen auf, leuchtend bunt
und phantasiegeladen überträgt er nun eben diese Eigenschaften
seinen Objekten, die wiederum die Aufgabe erhalten, für eine angemessene
Präsenz von Phantasie und die Lust am Spiel in der Erwachsenenwelt
zu sorgen. Frühere Arbeiten thematisieren das Prozeßhafte wie
etwa den dehnbaren oder zähflüssigen Charakter des Silikons.
Die jüngsten Objekte jedoch fordern als eigenständige Silikonwesen
die Phantasie des Betrachters, wie etwa Spring Slice, eine
Frühlingsvision des nächsten Jahrtausends, in der die Blumen
auch im Winter blühen können. Reine Phantasie - oder wie war
das noch gleich in den vergangenen Jahren mit den Blumen und dem Schnee
im Frühling? (roo)
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