Annebarbe Kau |
Ausstellungsbesprechung. |
In: Kölner, April 1999, S. 5. |
Ein
"Hallo" kann freundlich, fordernd oder imperativ klingen
es kommt auf die Tonart an. Die Skulptur "Blume" von Annebarbe
Kau beherrscht das "Hallo" in allen Varianten und spricht es,
im Wechsel mit Vogelgezwitscher, mal freundlich, mal forsch in den Raum.
So erobert sich die Arbeit der Kölner Künstlerin in der Galerie
Rivet eine vierte Dimension. Die
plüschige "Blume" in gelb und orange hängt als großes,
dreidimensionales Objekt an der Wand. Davor auf dem Boden stehen die technischen
Geräte, die das Plüschobjekt zum Sprechen bringen. Ein schwarzes
Kabel schlängelt sich vom CD-Player über die Wand bis zur Blume
und erinnert an einen Stiel, durch den Strom zur Blüte gelangt. Organisches
Wachstum und technoide Details: Das krasse Nebeneinander verschiedener
Welten ist beabsichtigt und Teil des künstlerischen Konzepts von
Annebarbe Kau. Belebtes und Unbelebtes kommt zueinander, beeinflußt
sich gegenseitig und verwirrt. So sind die Klang- und Videoarbeiten meist
plastisch und von einer reizvollen Farbigkeit. Die verwendeten Materialien
stammen allerdings vom Bau aus dem Gartenbedarf oder anderen Heimwerker-Oasen.
"Voll blau" ist ein zweites gutes Beispiel dafür. Auf dem
Boden liegt ein rechteckiges, mit himmelblauer Folie ummanteltes und verschnürtes
Objekt. Je länger man es betrachtet, desto sicherer scheint: Die
Skulptur bewegt sich. Tatsächlich entweicht dem Körper hin und
wieder ein weiches "bbbbbbb", was unter der toten Materie einen
lebenden, atmenden Kern vermuten läßt. Komplettiert wird die sehenswerte Ausstellung durch zahlreiche Kordel- und Drahtzeichnungen und eine "WC-CD" von Annebarbe Kau. (ane) |