POETISCHE
WELTEN.
von
Amine Haase.
Öffnet
man die Tür zur Galerie von Gabriele Rivet im obersten Stockwerk
der Volksgartenstraße 10, dann erhält man Zutritt in die poetische
Welt von Karl Bohrmann. Die Zeichnungen ziehen unmittelbar in ihren Bann.
Zwischen Traum und Wirklichkeit lassen sie jede Freiheit, den Linien einer
wiedererkennbaren Form zu folgen oder sich in den Andeutungen der Farbbewegung,
dem "Nebel" eines nuancenreichen Grau zu verlieren. Diese Freiheit
des kreativen Schaffens ist zugleich die Herausforderung an die, die sich
mit den zumeist kleinformatigen Schöpfungen beschäftigen.
Gabriele Rivet, die sich einfühlsam und konsequent mit Bohrmanns
Arbeiten beschäftigt, hat dem 1928 in Mannheim geborenen Künstler
eine hübsche Geburtstags-Ausstellung eingerichtet. Wir begegnen den
vertrauten Bohrmann-Motiven. Zum Beispiel seiner roten Rückenfigur,
die wie Caspar David Friedrichs Mönch die Seele ins unermeßlich
Weite zu spannen scheint. Ihr "Meer" allerdings ist oft ein
Meer aus Buchstaben und Wörtern. Karl Bohrmann weiß nämlich
vorbildlich, vorgefundene Elemente, wie beschriebenes Papier, in seine
Bildwelten zu integrieren.
Bäume, ebenfalls ein romantisches Motiv, läßt Bohrmann
- rot flammend - in den Himmel wachsen, in immer neuen Reihungen, jeden
einzelnen seinem individuellen Wachsen überlassen. Auch die Silhouette
eines Dampfers, der seine Rauchspuren über den Horizont zieht, kann
die Gedanken auf romantische Reise mitnehmen. Selbst die Häuserfronten
mit ihrem Antennengeflecht können mit Sphären verbinden, die
außerhalb des direkt Greifbaren liegen.
Daß Karl Bohrmann "das Zeichnen zeichne(t) und nicht das Gegenüber",
wie der Künstler seine Arbeit charakterisiert, wird auch in seinen
Interieurs deutlich: Stühle, Arbeitstisch mit Lampe, Leitern sind
Versatzstücke der Wirklichkeit, vor allem aber Linien auf dem Papier,
die den Raum strukturieren.
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