Karl Bohrmann: Kölner Stadt-Anzeiger vom 13.12.1998

POETISCHE WELTEN.

von Amine Haase.

Öffnet man die Tür zur Galerie von Gabriele Rivet im obersten Stockwerk der Volksgartenstraße 10, dann erhält man Zutritt in die poetische Welt von Karl Bohrmann. Die Zeichnungen ziehen unmittelbar in ihren Bann. Zwischen Traum und Wirklichkeit lassen sie jede Freiheit, den Linien einer wiedererkennbaren Form zu folgen oder sich in den Andeutungen der Farbbewegung, dem "Nebel" eines nuancenreichen Grau zu verlieren. Diese Freiheit des kreativen Schaffens ist zugleich die Herausforderung an die, die sich mit den zumeist kleinformatigen Schöpfungen beschäftigen.
Gabriele Rivet, die sich einfühlsam und konsequent mit Bohrmanns Arbeiten beschäftigt, hat dem 1928 in Mannheim geborenen Künstler eine hübsche Geburtstags-Ausstellung eingerichtet. Wir begegnen den vertrauten Bohrmann-Motiven. Zum Beispiel seiner roten Rückenfigur, die wie Caspar David Friedrichs Mönch die Seele ins unermeßlich Weite zu spannen scheint. Ihr "Meer" allerdings ist oft ein Meer aus Buchstaben und Wörtern. Karl Bohrmann weiß nämlich vorbildlich, vorgefundene Elemente, wie beschriebenes Papier, in seine Bildwelten zu integrieren.
Bäume, ebenfalls ein romantisches Motiv, läßt Bohrmann - rot flammend - in den Himmel wachsen, in immer neuen Reihungen, jeden einzelnen seinem individuellen Wachsen überlassen. Auch die Silhouette eines Dampfers, der seine Rauchspuren über den Horizont zieht, kann die Gedanken auf romantische Reise mitnehmen. Selbst die Häuserfronten mit ihrem Antennengeflecht können mit Sphären verbinden, die außerhalb des direkt Greifbaren liegen.
Daß Karl Bohrmann "das Zeichnen zeichne(t) und nicht das Gegenüber", wie der Künstler seine Arbeit charakterisiert, wird auch in seinen Interieurs deutlich: Stühle, Arbeitstisch mit Lampe, Leitern sind Versatzstücke der Wirklichkeit, vor allem aber Linien auf dem Papier, die den Raum strukturieren
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