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Die
großen Raum- und Wandarbeiten von Volker Saul haben ihren Ursprung
in der vergleichsweise privaten Tätigkeit des Zeichnens. Zunächst
füllt der Künstler Blatt um Blatt mit Formexperimenten. Spontaneität
und Unmittelbarkeit sind diesen ersten Notizen zu eigen. Aus dem innerhalb
einer bestimmten Zeit entwickelten Zeichensystem wählt der Künstler
Zeichensystem wählt der Künstler dann einige wenige, für
die Weiterentwicklung zu einer Wandarbeit geeigneten Formideen aus. In
diesen Raumveränderungen geht es Volker Saul um die Durchdringung
des Raumes mit Form und Farbe und dabei um Ausgewogenheit und Selbstverständlichkeit,
die aus dem Dialog mit dem Raum entstehen.
Sechs Formen aus einer bestimmten Zeichen- oder Zeichnungs-Serie hat Volker
Saul für den Ausstellungsraum von Gabriele Rivet ausgesucht. Die
Formen, die Saul eher findet als bewußt schafft, die dennoch seine
individuelle Handschrift tragen, dürfen, so der Künstler, weder
zu banal noch zu assoziationsreich sein. Ihre Anzahl wird durch die architektonische
Gliederung des Raumes vorgegeben. Die Wände hat Saul zum Teil in
einem matten, lichten Blau gestrichen, zum Teil weiß belassen.
Mit einer gewissen Heiterkeit und Leichtigkeit, die in diesem Blauton
liegen, wird der Atmosphäre des Raumes entsprochen, die nicht zuletzt
durch seine Lage im letzten Stockwerk - fast im blauen Himmel - bestimmt
wird. Die muschelartigen Formen auf den Wandabschnitten, weiß in
blauer Wandfläche bzw. blau in weißer Fläche, sind scharf
geschnitten, die Zeichnung ist reduziert auf die Funktion einer Umrißlinie.
Schwungvoll und spontan wirken sie dennoch. Die Formen sind einander ähnlich,
korrespondieren miteinander, bleiben aber Einzelpersönlichkeiten.
In ihnen liegt eine Bewegung, die den Besucher durch den Raum trägt.
Die formalistischen Überlegungen der jüngsten abstrakten Malerei
erprobt Volker Saul im Raum. Während die Farbe eher auf das unbewußte
Befinden des Betrachters wirkt, setzen diese Formen konkretere visuelle
Akzente. Sie verleihen dem Raum einen besonderen Klang, eine charakteristische
Stimmung. (B.E.)
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