"Friede, Freude, Eierkuchen" 13.09. - 31.10.1996

"Ich habe von Jårg Geismar bisher zwei Installationen gesehen, die beide einen sehr poetischen Nachklang hinterließen. Ich kenne einige seiner Publikationen und Fotografien, bin überrascht über den Vorrat seines Spielmaterials, das mir zunächst endlos und verwirrend vorkam, nämlich, ob Absicht und Zufall, Ordnung und Unordnung wirklich zu trennen sind. So fällt es auch nicht leicht, Zusammenhängendes zusammenhängend über seine Arbeit zu schreiben.
Viel verwendet er Schnüre, Drähte, d.h. Verbindungen, Leitungen, Strom. Den Fäden, oft unterbrochen, folgt man ins Ungewisse, sie verbinden Unzusammenhängendes, Triviales, Absurdes. Z.B. kommen Schnüre aus verstreuten leeren Schuhkartons (das raschelnde Seidenpapier entfacht plötzliche Intimität), die Schnüre enden an der Decke. Drähte demonstrieren ihren Eigensinn, den verschlungenen Weg von Stecker zu Steckdose, ich spüre den Starrsinn von Knoten. Provisorisches, Improvisiertes, Unvermitteltes, Unscheinbares, Belangloses: Schrecken und Lächeln des Vergeblichen, Nichthabhaftwerdens. Das Entstehen von Räumen geschieht durch das Verfolgen von Linien, die strikt zum Ende oder oft in die Irre führen. Da gibt es auch manchmal einen roten Rosenstrauß für die schöne weite Medienwelt, oder deren schäbige Rückseite. Ein zwielichtiger Globetrotter. Eine Vernarrtheit in den sensiblen Eigenwillen der Linien, welche Traumräume öffnen, auch dunkle. Etwas wie Choreographien für Traumtänze, punktuelle Notationen. Und, wie gesagt: Schrecken und Leichtigkeit sind miteinander verbunden. Seine Affinität zur Linie: fast Exerzitien sind das über die Leitfähigkeit von Linien, Linien welche Räume bilden und durcheinanderbringen. Erstaunt hat mich, wie wenige farbige Akzente nötig sind, um einen Raum nuanciert farbig, zu einem impressionistischen Bild zu machen. Atmosphärisches.
Bemerkenswert ist nicht zuletzt, daß seine Objekte trotz ihrer Anspielungen nichts von ihrer immanenten materialen Präsenz und elementar abstrakten Wirkungsweise verlieren, daß sie klar, kühl und schön sind. Verblüffend direkt ist auch ihre Zuordnung: gespielt oder gezielt zufällig? Das sind aufregende Positionen für mich, Fragen, ob das lächerlich wenig, oder erstaunlich viel ist."
(KB, 1993)

Nach "Cables" (1992/3), "TO WHOM IT MAY CONCERN" (1994) und "Bloody Mary" (Förderkoje Art Cologne 1995) ist "Friede, Freude, Eierkuchen" unsere vierte Einzelpräsentation des Künstlers. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Kurzbeiträgen verschiedener Autoren.


Weitere Informationen zu Jårg Geismar erhalten Sie über unsere Galerie oder im Internet: http://www.uni-duisburg.de/HRZ/Art/GEISMAR/