Kölner Stadt Anzeiger 18/10/1996
Jårg Geismars Heiterkeit

"Friede, Freude, Eierkuchen" sagt der Volksmund. Den Spruch finden die einen witzig, die anderen idiotisch und aufgesetzt. Der Künstler Jårg Geismar befaßt sich damit. Zwischen Utopie und plumper Beschwörungsformel, schlichter Alltäglichkeit und kitschiger Überspitzung, Provokation und Poesie hat er aus der Galerie Rivet einen Raum der Heiterkeit und Hintergründigkeit gemacht. Figuren aus Zigarettenschachteln hangeln an Gittergeflechten. Ein Kunststoffblumenstrauß ist an einen Pfeiler gefesselt. Vor einem roten Vorhang wartet ein Brettspiel mit Kronkorken auf Spieler. Und hebt man den Deckel einer kleinen Schachtel hoch, zirpt es wie Grillen auf einer Wiese. Von allen Seiten dringt es auf den Besucher ein. "Friede, Freude, Eierkuchen" ist eine Belagerung und eine fixe Idee inmitten der Unübersichtlichkeit. Sie findet ihre Umsetzung im "Kino der Armen" (eine Badezimmer-Installation), als "Fliegen - Schützer" (drei Plastikhauben an Wäscheleinen) und als "Schatzinsel" (aus Pappe und Metall). Die Farbe von "Friede, Freude, Eierkuchen"ist vorwiegend Geismars Lieblingarbe Rot. Ein Signalrot, ein blutiges, brennendes Rot, Herzensrot: Friede und Freude sind nicht so einfach zu backen wie Eierkuchen. (jk)